Solothurn fährt auf Zukunft ab

Ein neuer E-Bus wird zum rollenden Forschungslabor – und testet, was morgen im ÖV Standard sein könnte.

In der Region Solothurn entsteht derzeit ein zukunftsweisendes Projekt für den öffentlichen Verkehr: Die Carrosserie Hess AG aus Bellach und die Busbetriebe Solothurn und Umgebung (BSU) testen ab 2025 gemeinsam mit der Berner Fachhochschule und der ETH Zürich einen vollelektrischen Gelenkbus des Typs lighTram® 18 PLUG im Linienbetrieb. Dieses Fahrzeug dient als rollendes Forschungslabor, um innovative Technologien zur Energieeinsparung und Effizienzsteigerung im realen Einsatz zu erproben.

Der Fokus des Projekts liegt auf der Optimierung des Energieverbrauchs durch gezielte Wärmedämmung, ein intelligentes Thermomanagementsystem mit CO2-Wärmepumpe und eine modulare Fahrzeugarchitektur. Diese Massnahmen sollen nicht nur den Energiebedarf senken, sondern auch den Fahrgastkomfort erhöhen.

Mit einem Gesamtbudget von 1,2 Millionen Franken, finanziert durch Bund, Kanton, BSU und Hess, soll das Projekt die Alltagstauglichkeit von Elektrobussen im Solothurner ÖV unter Beweis stellen und einen Beitrag zur Dekarbonisierung des Verkehrs leisten.

Das lighTram® 18 PLUG vereint modernes Design mit hoher Funktionalität und Flexibilität und könnte als Vorbild für die Elektromobilität im öffentlichen Verkehr dienen.

«Ein Elektrobus ist mehr als ein Fahrzeug – es ist ein System»

Interview mit Alex Naef (CEO HESS AG)
zur Mobilität im Espace Solothurn.

Welche Rolle spielt HESS in der Förderung nachhaltiger Mobilität im Espace Solothurn?
Wir engagieren uns schweiz- und weltweit dafür, den öffentlichen Verkehr (ÖV) attraktiver zu machen – mit komfortablen, zuverlässigen und nachhaltigen Fahrzeugen, die höchste Qualitätsstandards erfüllen. Unser Beitrag zum Modalsplit besteht darin, Verkehrsbetrieben Transportmittel bereitzustellen, die helfen, den Umstieg vom Auto auf den ÖV zu fördern. In grossen Städten wie Genf oder Zürich liefern wir gezielt Fahrzeuge mit mehr Kapazität – damit weniger, aber effizientere Fahrten möglich sind.

Welche Chancen und Herausforderungen sehen Sie bei der Integration von Elektrobussen – gerade in der Region Solothurn?
Die grösste Hürde ist die Finanzierung. Solothurn ist im Vergleich zu anderen Kantonen eher autofixiert und verfügt nicht über dieselbe Finanzkraft wie etwa Zürich oder Genf. Elektromobilität ist hier stark von den politischen und finanziellen Rahmenbedingungen abhängig.

Wie unterstützen Sie lokale Verkehrsbetriebe wie die BSU beim Umstieg auf E-Busse?
Mit unserem Know-how vor Ort. Der Wechsel vom Diesel- zum Elektrobus ist für viele Betriebe ein grosser Schritt. Wir begleiten diesen Wandel mit Erfahrung und technischer Beratung.

Welche Rolle spielen Partnerschaften mit regionalen Akteuren?
Eine zentrale. Elektromobilität ist mehr als ein Bus – es geht um ganze Systeme: Ladeinfrastruktur, Baubewilligungen, Energieplanung. Nur im Zusammenspiel aller Beteiligten entstehen wirklich nachhaltige Lösungen. Eine grosse Batterie allein macht noch keinen umweltfreundlichen Bus.

Wie bereitet sich HESS auf die steigende Nachfrage vor?
Wir bauen den Standort Bellach schrittweise aus. Aktuell beschäftigen wir rund 450 Mitarbeitende – Ziel sind 500. Parallel wächst auch unser Standort in Portugal. So können wir die wachsende Nachfrage nach Elektrobus-Systemen abdecken.

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